Die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth

Dienstag, 7. Dezember 2010 |  Autor:

Es war ein historischer Tag: Montag, der 07.12.1835, da fuhr zwischen den beiden fränkischen Städten Nürnberg und Fürth die erste deutsche Eisenbahn. Die erste auf dem europäischen Kontinent war es leider nicht, denn schon sieben Monate vorher verkehrte in Belgien ein Zug auf einer öffentlichen Strecke, trotzdem war die Neuerung sozusagen “bahnbrechend” und auch entscheidend für weitere wirtschaftliche Entwicklung des Landes!

Mit 35 – 40 km/h wurden damals 200 Passagiere mit dem “Adler” (Foto von Paul Rödel) vom Nürnberger Vorort Gostenhof auf der heutigen Fürther Strasse entlang (6,2 Kilometer lange Chaussee) nach Fürth gefahren (Landkarte hier). Das Geschwindigkeitserlebnis muss für damalige Verhältnisse so unglaublich gewesen sein, dass Pferde scheuten und Passanten erstarrten. Später dann wurde auf 25 km/h gedrosselt, um den Verschleiß an der Lokomotive zu verringern, und nur noch 3 Mal am Tag gefahren, weil die Kohle in Deutschland damals zu teuer war. Trotzdem war die Zeitersparnis damals schon revolutionär: Gegenüber der Pferdekutsche reduzierte sich die Fahrzeit von Nürnberg nach Fürth von 25 auf 15 Minuten.

Warum gerade in Franken?

Hin und wieder liest man, dass Nürnberg damals die einzige Stadt in Süddeutschland war, die genügend Schwerindustrie angesiedelt hatte um die Züge zu bauen. Das stimmt nur zum Teil, denn der “Adler” wurde in Newcastle gebaut und war daher ebenso ein Import aus England, wie der Lokführer William Wilson – der Rest, also Waggons, Schienen usw. wurde vor Ort im Frankenland hergestellt. Vielmehr war die Strecke Nürnberg-Fürth damals die meist befahrene “Überland-Strecke” in Bayern (Über 600.000 Personen zu Fuß und fast 40.000 Fuhrwerke wurden 1833 noch auf der Städteachse Nürnberg/Fürth gezählt) und somit der einzige Ort, wo sich dieses Projekt hätte lohnen können.

Im Allgemeinen war Bayern damals gar nicht so fröhlich gestimmt über dieses Vorhaben, wie heute in München gerne behauptet wird. Denn obwohl sie damals als “Ludwigsbahn” an den Start ging und obwohl König Ludwig I. von Bayern seinen Namen dafür hergab, zeichnete er damals gerade einmal zwei Aktien der “Ludwig-Eisenbahn-Gesellschaft” (anfangs “Gesellschaft zur Errichtung einer Eisenbahn mit Dampffahrt zwischen Nürnberg und Fürth“), die nicht nur deshalb hauptsächlich von privaten Unternehmern finanziert wurde, da der König weiterhin überzeugt war, dass der Schifffahrt die Zukunft gehört (Ludwig-Donau-Main-Kanal).

Obwohl anfangs viel im Pferdebetrieb gefahren wurde (die Kohle war zu teuer), war die “Bayerisch Fränkische Ludwigsbahn” ein Riesenerfolg. Schon im ersten Betriebsjahr des „Adlers“ wurden etwa 450.000 Personen mit dem Zug befördert! Allerdings blieb der Gesellschaft der geplante Weiterbau nach Würzburg vom Staat verwehrt, was auf lange Sicht letztendlich auch das Ende Ludwigseisenbahn bedeutete (31.10.1922), da auch parallel die elektrifizierte “Nürnberg-Fürther Straßenbahn” ihren Betrieb aufnahm. Dennoch bleibt es eine Erfolgsgeschichte.

Festakt zu 175 Jahre Deutsche Eisenbahn

Anlässlich des Bahnjubiläums 2010 fand in Nürnberg ein Festakt im Verkehrsmuseum statt, auf dem Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bahn-Chef Rüdiger Grube Grußworte überbrachten. Trotz des aufwändigen, beheizten Wandelgang zwischen Schauspielhaus und DB-Museum, blieben die Gesamtkosten aller Jubiläum-Veranstaltungen “im unteren einstelligen Millionenbereich”, wie die Bahn mitteilen ließ. Damit stehen die Kosten bei einem Fünftel dessen, was 1985 für das 150-Jahre-Jubiläum ausgegeben wurde.

Für meinen Geschmack sollten Nürnberg und Fürth (wieder einmal) mehr daraus machen, was ihnen die Geschichte beschert hat! Man stelle sich nur mal vor, so etwas hätte eine gewisse andere Stadt vorzuweisen, da hätten wir jedes Jahr “Eisenbahn-Festwochen” mit “Adler-Maßen” und im TV gäbe es immer zum 7.12. eine Gala mit Stars in den Kulissen von “Bios Bahnhof“! 😉

Weitere Infos bei

Veranstaltungen zum 175. Jubiläum der Bahn:

mehr hier

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Thema: Nämberch

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9 Kommentare

  1. 1
    Holzbacköfen 

    Das war mal ne Frage bei Günther Jauchs “wer wird Millionär”. Gut, wenn man Franke ist und so etwas weiß 😉

  2. 2
    Ursula Raddatz 

    Danke für die Infos über die Bahnstrecke Nürnberg-Fürth, da war alles auf einen Blick drin was ich brauchte.
    Recherchiere für die Bahnführung der Angeler Museums-Dampfeisenbahn- informative Unterhaltung für “unterwegs” mit Rundgang um ein fast 200 jahre altes Opfermoor und einen noch älteres Hügelgrab !
    alle Franken, die Interesse haben und sich gerade in Kappeln aufhalten sind besonders herzlich willkommen,
    Interessiert Leute sowieso,
    ab 06.07. 2011 jeden Mittwoch ab 13 Uhr im Juli und August2011
    nochmal danke und “moin” wie das hier bei uns an der Küste heíßt

  3. 3
    sebastian 

    fahrt dauer von Nürnberg nach Fürth? Name der Dampflokomotive? Anzahl der Personenwagen? Welche Vorbehalte und Ängste hatten damals die Menschen?

  4. 4
    andy 

    @ Basti: Die Fahrtzeit und der Lokomotiven-Name steht im Text. Den Rest muss ich noch rausfinden! 🙂

  5. 5
    Uwe Lehner 

    Der Beitrag über die Ludwigsbahn ist sehr ungenau. Die Räder fü+r die Wagen, wurden in Lohr am Main gegossen. Die kurze Zeit des Bestehens der Ludwigsbahn, ist nicht richtig, denn sie bestand bis etwa 1960,baute die Strassenbahn-Hochbrücke an der Fürther-Str, über diese fuhr die Strassenbahn. Dann wurden die Aktien in VAG-Aktien umgetauscht. Man könnte somit sagen, dass die VAG, früher die Ludwigsbahn war. Hierzu gibt es eine Gute Arbeit, die ein Student als Dr. Arbeit machte.

  6. @Uwe Lehner: Danke für die Ergänzungen, aber das hier hat auch nicht den Anspruch eines vollständigen Berichts, denn dann wäre das hier kein Blog sondern Wikipedia! 🙂

  7. 7
    Maria Dietl 

    Ich möchte wissen, ob der Zug damals unterwegs hielt, um Passagiere aufzunehmen, oder die Strecke in einem Ritt ohne Halt durchfuhr, also nicht wie die “-schwäbsche Eisebahne” Haltstationen hatte. Bei 6,2 km wahrscheinlich nicht. Maria Dietl

  8. Die erste Strecke hatte nur jeweils die Endpunkte, Aber schon 1844 gab es in Nürnberg-Doos einen Haltepunkt, damit die Fahrgäste und Güter auf die staatliche Bahn umsteigen und verladen werden konnten. Die erste bayerische Eisenbahn von Lindau nach Hof hat Nürnberg und Fürth nicht angefahren.

  1. […] “Anmerkung: (Tolle Wurst, dass die Engländer den Deutschen die erste deutsche Eisenbahn kredenzen ) “Mit 35 – 40 km/h wurden damals 200 Passagiere mit dem “Adler” vom Nürnberger Vorort Gostenhof auf der heutigen Fürther Strasse entlang (6,2 Kilometer lange Chaussee) nach Fürth gefahren. Das Geschwindigkeitserlebnis muss für damalige Verhältnisse so unglaublich gewesen sein, dass Pferde scheuten und Passanten erstarrten. Quelle: Bayern woll’n mer net“ […]

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