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Fränkische Bayernhymne

Donnerstag, 6. September 2012 | Autor:

Ich habe vor Kurzem eine “Bayernhymne in fränkischer Version” erhalten. Sie stammt aus dem Gedichtband “Wenn der Frange frängisch red, der Breiß ka anzichs Word verschdehd“:

Fränkische Bayernhymne

Bankrott mit dir, du Land der Bayern,
Geraubte Erde, Frankenland.
Uns’re lieblich weiten Gauen,
Hast genommen, ist’s ne Schand.
Noch heute listig dein Gebaren,
Deinen Taten ich nicht trau,
Armes Franken, musst du darben,
Bei dieser Herrschaft, Weiß und Blau.

Bankrott mit dir, dem Bayernvolke,
Wenn ihr Franken nicht verehrt.
Stets in Zwietracht sind geschieden,
Wut in unsren Herzen gärt.
Dass von der Donau bis zum Maine,
Bis hin zum kleinsten Franken-Gau,
Rot-Weiß sich niemals je vereine,
Mit den Farben weiß und blau.

Gott mit uns, ja Gott mit Franken,
Die wir sind ein deutsch Geschlecht,
Treu beschützen und bewahren
Uns’rer Stämme altes Recht.
Oh wie würden wir gern feiern,
Jeder Mann und jede Frau,
Unabhängig von den Bayern,
Frei von Weiß und frei von Blau.

(Copyright www.roetten-buch.de)

Herzlichen Dank an Werner Rosenzweig, den Verfasser, für die freundlichen Genehmigung! 🙂

Thema: Franken-Bayern | 5 Kommentare

Die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth

Dienstag, 7. Dezember 2010 | Autor:

Es war ein historischer Tag: Montag, der 07.12.1835, da fuhr zwischen den beiden fränkischen Städten Nürnberg und Fürth die erste deutsche Eisenbahn. Die erste auf dem europäischen Kontinent war es leider nicht, denn schon sieben Monate vorher verkehrte in Belgien ein Zug auf einer öffentlichen Strecke, trotzdem war die Neuerung sozusagen “bahnbrechend” und auch entscheidend für weitere wirtschaftliche Entwicklung des Landes!

Mit 35 – 40 km/h wurden damals 200 Passagiere mit dem “Adler” (Foto von Paul Rödel) vom Nürnberger Vorort Gostenhof auf der heutigen Fürther Strasse entlang (6,2 Kilometer lange Chaussee) nach Fürth gefahren (Landkarte hier). Das Geschwindigkeitserlebnis muss für damalige Verhältnisse so unglaublich gewesen sein, dass Pferde scheuten und Passanten erstarrten. Später dann wurde auf 25 km/h gedrosselt, um den Verschleiß an der Lokomotive zu verringern, und nur noch 3 Mal am Tag gefahren, weil die Kohle in Deutschland damals zu teuer war. Trotzdem war die Zeitersparnis damals schon revolutionär: Gegenüber der Pferdekutsche reduzierte sich die Fahrzeit von Nürnberg nach Fürth von 25 auf 15 Minuten.

Warum gerade in Franken?

Hin und wieder liest man, dass Nürnberg damals die einzige Stadt in Süddeutschland war, die genügend Schwerindustrie angesiedelt hatte um die Züge zu bauen. Das stimmt nur zum Teil, denn der “Adler” wurde in Newcastle gebaut und war daher ebenso ein Import aus England, wie der Lokführer William Wilson – der Rest, also Waggons, Schienen usw. wurde vor Ort im Frankenland hergestellt. Vielmehr war die Strecke Nürnberg-Fürth damals die meist befahrene “Ãœberland-Strecke” in Bayern (Ãœber 600.000 Personen zu Fuß und fast 40.000 Fuhrwerke wurden 1833 noch auf der Städteachse Nürnberg/Fürth gezählt) und somit der einzige Ort, wo sich dieses Projekt hätte lohnen können.

Im Allgemeinen war Bayern damals gar nicht so fröhlich gestimmt über dieses Vorhaben, wie heute in München gerne behauptet wird. Denn obwohl sie damals als “Ludwigsbahn” an den Start ging und obwohl König Ludwig I. von Bayern seinen Namen dafür hergab, zeichnete er damals gerade einmal zwei Aktien der “Ludwig-Eisenbahn-Gesellschaft” (anfangs “Gesellschaft zur Errichtung einer Eisenbahn mit Dampffahrt zwischen Nürnberg und Fürth“), die nicht nur deshalb hauptsächlich von privaten Unternehmern finanziert wurde, da der König weiterhin überzeugt war, dass der Schifffahrt die Zukunft gehört (Ludwig-Donau-Main-Kanal).

Obwohl anfangs viel im Pferdebetrieb gefahren wurde (die Kohle war zu teuer), war die “Bayerisch Fränkische Ludwigsbahn” ein Riesenerfolg. Schon im ersten Betriebsjahr des „Adlers“ wurden etwa 450.000 Personen mit dem Zug befördert! Allerdings blieb der Gesellschaft der geplante Weiterbau nach Würzburg vom Staat verwehrt, was auf lange Sicht letztendlich auch das Ende Ludwigseisenbahn bedeutete (31.10.1922), da auch parallel die elektrifizierte “Nürnberg-Fürther Straßenbahn” ihren Betrieb aufnahm. Dennoch bleibt es eine Erfolgsgeschichte.

Festakt zu 175 Jahre Deutsche Eisenbahn

Anlässlich des Bahnjubiläums 2010 fand in Nürnberg ein Festakt im Verkehrsmuseum statt, auf dem Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bahn-Chef Rüdiger Grube Grußworte überbrachten. Trotz des aufwändigen, beheizten Wandelgang zwischen Schauspielhaus und DB-Museum, blieben die Gesamtkosten aller Jubiläum-Veranstaltungen “im unteren einstelligen Millionenbereich”, wie die Bahn mitteilen ließ. Damit stehen die Kosten bei einem Fünftel dessen, was 1985 für das 150-Jahre-Jubiläum ausgegeben wurde.

Für meinen Geschmack sollten Nürnberg und Fürth (wieder einmal) mehr daraus machen, was ihnen die Geschichte beschert hat! Man stelle sich nur mal vor, so etwas hätte eine gewisse andere Stadt vorzuweisen, da hätten wir jedes Jahr “Eisenbahn-Festwochen” mit “Adler-Maßen” und im TV gäbe es immer zum 7.12. eine Gala mit Stars in den Kulissen von “Bios Bahnhof“! 😉

Weitere Infos bei

Veranstaltungen zum 175. Jubiläum der Bahn:

mehr hier

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Memorium Nürnberger Prozesse

Donnerstag, 29. Mai 2008 | Autor:

Oft wurde hier schon berichtet und angemahnt, dass Nürnberg / Franken nicht mit seinen Pfründen wuchert, oder in diesem Falle besser: ein Alleinstellungsmerkmal nicht herausstellt. (Nicht dass noch einer draufkommt, dass man auf die braune Vergangenheit irgendwie stolz sein könnte. Im Gegenteil, man muss sich ihr stellen!)

Schon oft haben sich sowohl Touristen als auch Einwohner Nürnbergs darüber geärgert, dass man den berühmten Ort der Nürnberger Prozesse kaum findet. Und wenn man dann doch mal hingefunden hat, dann war dort kaum etwas zu sehen, was dem geschichtsträchtigen Ort gerecht würde (außer ein paar Schautafeln). Oftmals konnten die Besucher jenen berühmten Saal 600 auch nicht besichtigen, da er vom Oberlandesgericht Nürnberg noch als Gerichtssaal genutzt wird und an über 100 Tagen im Jahr nicht zugänglich ist.

Nun aber einigte man sich endlich auf “eine angemessene Präsentation des Raumes und seiner Geschichte“. Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly und und Justizministerin Beate Merk unterzeichneten heute einen Vertrag für den Umbau des Sitzungssaales und der Gebäude zum sogenannten “Memorium Nürnberger Prozesse“. Die Baukosten von rund 4,7 Millionen Euro werden zwischen sich Freistaat (2 Mio), Bund (2 Mio) und der Stadt Nürnberg (700.000 Euro), die auch für die Einrichtung der Ausstellung und den Unterhalt aufkommt, aufgeteilt.

Wenn die Bauarbeiten Anfang 2010 abgeschlossen sind (Baubeginn voraussichtlich im Juli 2008), können Besucher eine neue Dauerausstellung im Dachgeschoss oberhalb des Sitzungsgebäudes sehen, die auf rund 700 Quadratmetern über Vorgeschichte, Verlauf und Nachwirkungen der Kriegsverbrecherprozesse informiert. Auch die Bereiche in denen die Gefangenen gegessen haben, sollen dann zugänglich werden.

In die Decke des Saal 600 sollen Spiegelglasscheiben eingebaut werden, sodass die Besucher auch dann einen Blick in den Saal werfen können, wenn dort gerade ein Verfahren läuft. Zudem werden im Gebäude an der Fürther-Strasse Kassen- und Informationsbereiche eingerichtet, sowie ein Fahrstuhl zum Dachgeschoss eingebaut, damit Touristen barrierefrei die Ausstellung besuchen können.

Zu sehen sein wird neben dem Saal natürlich der Kriegsverbrecherprozess (von der ersten bis zur letzten Minute auf Tonband) und viele Fotos. Das restliche Material ist weit verstreut in Archiven der USA, im Nürnberger Stadtarchiv und im bayerischen Staatsarchiv. Auch die Anklagebank, auf der die Nazi-Verbrecher saßen, befindet sich teilweise im Haus der Geschichte in Bonn und dem Deutschen Historischen Museum in Berlin.

Heike Zehntgraf vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände wird deshalb noch in diesem Jahr in die USA reisen um noch mehr Informationen über die Kriegsverbrecherprozesse von 1945 und 1946 zusammenzuführen.

Damit ist die Stadt der Menschenrechte um ein weiteres Mosaiksteinchen reicher und der “historische Pfad durch die Stadt wird weiter komplettiert“, wie OB Maly betonte.

Mehr hier www.memorium-nuernberg.de

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